Help

2006 kam ich mit meinem Kumpel „Stummel“ nach Deutschland, dorthin, wo viele Berge sind. Wir fanden schmackhafte Bienenstöcke, Beeren und manchmal kranke Tiere, die wir leicht erlegen konnten. Ich hatte von meiner Mama gelernt, dass wir uns von Menschen fernhalten sollten. Stummel jedoch war arglos und tapste ziemlich nah an einem Bauernhaus vorbei. Die Bewohner stürmten aufgebracht heraus und riefen „Bruno hau ab!“. Stummel wusste nicht, wer denn Bruno war. Mich hatten sie nicht gesehen. Wir hatten Angst und versteckten uns, so gut es ging. Aber eines Tages sahen sie uns und schossen. Stummel brach, von mehreren Gewehrkugeln getroffen, tot zusammen.

Nun war ich beherrscht von Todesangst. Ich versteckte mich und wanderte nur nachts durch den dunklen Wald gen Norden. Außerdem begann ich, mich den Menschen anzupassen und legte mir eine Lederhose und ein paar Stiefel zu. Jetzt sah ich offensichtlich harmloser aus, denn die Menschen liefen nicht mehr weg, sondern fanden mich ganz schick. Ich bekam sogar ab und an Futter zugesteckt. Vielleicht half es auch, dass ich immer sofort die Arme hochnahm und leise brummte „Bitte nicht schießen“.

Inzwischen denke ich, es ist sicherer, weiterhin so zu bleiben. Also stehe ich mit erhobenen Armen in der Nähe von Oldenburg, im Rücken gestärkt durch einen Eichenstamm, der von den Bärenkräften eines Sturms abgebrochen wurde. Ich heiße übrigens Help und winke euch herzlich grüßend zu!

Der WWF berichtet: Nach 171 Jahren Abwesenheit wanderte im Mai 2006 erstmals wieder ein Bär nach Deutschland ein. Doch „Bruno“ wurde nach wenigen Wochen erschossen. Für die Artenvielfalt wäre es ein Gewinn, wenn sich Braunbären dauerhaft in Deutschland niederlassen würde.

  • Vom Sturm zerstörte Eiche, die Wurzel befindet sich noch in der Erde.

  • Vom Sturm zerstörte Eiche, die Wurzel befindet sich noch in der Erde.